Save the date: Samstag, 6. April, 2024. Eröffnung von Katharina Grosses Ausstellung „Unclarify What Belongs“ in der Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Ich freue mich sehr, die Eröffnungsrede für diese grosartige Künstlerin zu halten. Galerie Nächst St. StephanRosemarie Schwarzwälder
Anlässlich der Ausstellung des Malers und Künstlers Erwin Bohatsch in der Galerie Martin Janda Wien wurde ich eingeladen, einen einleitenden Text zu Bohatschs neuen Arbeiten zu schreiben. Der Besuch im Studio war ein absoluter Glücksfall von einer Begegnung mit einem Künstler, dessen Werke ich zwar schon lange kannte, den ich aber nie persönlich kennengelernt habe, obwohl wir seit langem in derselben Stadt leben. – Und obwohl wir beide an derselben Institution, der Akademie der bildenden Künste Wien, unterrichtet haben, sogar am selben Lehrstuhl. Aber ja, das Leben braucht manchmal lange, bis sich die Wege bestimmter Menschen kreuzen, und hier ist ein Auszug aus meinem Text zu den so überraschenden neuen Malereien Bohatschs, die unter dem Titel „Capricci“ vom 7. März bis zum 6. April 2024 gezeigt werden. Galerie Martin Janda
Erwin Bohatschs neue Arbeiten sind befangen und wild zugleich. Ein kontrollierter Gestus schwingt sich über die Leinwand und wird hier und dort gebremst. Ständig scheint sich der Fluss der Farblinie selbst zurückzunehmen, um dann irgendwo wieder aus der Geordnetheit auszubrechen, zu verebben oder einfach in einer neuen Farbenwelt zu versickern. Kleine Ungereimtheiten wie ein unmotiviertes Stück Grün, das verschämt am Rand entlang streicht, aber nicht weiter geht. Seltsam gebogene Formen wiederholen sich – fast. Dann legt sich eine ungefähr geometrische Fläche über beide, aber auch nur teilweise. Im Hintergrund haben wir es mit einer Art Architektur zu tun, wobei räumlich ist diese gar nicht, dafür aber flach. Überhaupt der Raum in diesen Bildern: Wo stehen wir? Wo befindet sich das gemalte Objekt? Liegt es? Schwebt es? Fällt es um? Ist es überhaupt ein Objekt? Aber was könnte es sonst sein?
Es sind Fragen wie diese, die uns die Malerei immer wieder neu vor Augen führt, wenn sie gut ist. Es sind die alten Probleme der abstrakten Malerei, sie haben sich kaum geändert. Aber es wäre absurd, diese Tatsache zu hinterfragen, denn jede neue Künstlergeneration muss ihre Beziehung zum visuellen Konstrukt immer wieder in einer eigenen Sprache selbst formulieren. Klassischerweise zählen Bohatschs Arbeiten zur abstrakten Malerei. Aber was heißt das? Zählt der Gestus? Zählt die Linie? Zählt die Farbe? Gegeben ist, dass wir keine Objekte oder Gegenstände als solche erkennen können, keinen Teekrug zum Beispiel, aber auch kein Gesicht, und das hat die Kunstgeschichte non-figurative Malerei genannt. Stattdessen rücken konstruktive und physikalische Eigenschaften eines Bildes in den Fokus, primär die Farbe, der Pinsel, das Format und der Grund. Und genau hier setzt auch Erwin Bohatsch an, wenn er die Textur der Oberfläche als ein zentrales Element seiner Arbeiten nennt. Sein Prozess beginnt mit der Wahl des Materials – und mit dem Produkt, das er wählt, ändert sich auch das Wie seiner Erzählung. Ob er Vinylfarbe, Kohle oder in einem Gemisch auch Öl verwendet, bestimmt die Komposition, den Weg einer Linie, die Porosität, Opakheit oder Dichte einer Farbfläche. Seine Bilder leben von der Austarierung dieser unterschiedlichen Elemente, ihren Schichtungen, Übermalungen und Neukonturierungen
Neben dem strukturellen und materiellen Gerüst – den Formen und dem Bilden einer architektonischen Raum-Illusion – spielt die Farbe als evokative Kraft in diesen Arbeiten eine eminente Rolle. Die Farbe ist die Malerei, wenn dies auch im Gespräch mit dem Künstler kaum Erwähnung findet. Ich denke aber, dass hinter dieser Zurückhaltung neben einer möglichen Skepsis gegenüber dem emotionalen Gehalt von Malerei auch ein Wissen über die Unmöglichkeit des Sprechens über Farbe steht. Nicht zuletzt aber ist es die Farbe, der diese neuen Werke ihre Gültigkeit und Tiefe verdanken. In den subtilen Nuancierungen eines ganz aus der Mode gekommenen Blau oder eines irrationalen Gelb sowie in ihrer besonderen Gewichtung – oft sind es nur winzige Farbfelder oder -tupfer, die einen Akzent setzen, wie im Fall eines orangen Stückchens, das zwischen einem Blaugrau und einem Beigeweiß aufscheint – liegt eine energetische Aufladung, die die Bildauffassung ganz wesentlich bestimmt.
Anu Põder: Space for My Body, curated by Cecilia Alemani, is the first comprehensive show of the Estonian artist (1947-2013) in Switzerland’s mountain region of Lower Engadine. A visionary artist. There are many more fancy materials in the visual arts than just chisel and paint.
Also, es ist völlig subjektiv und auch ganz zufällig, aber bei meiner letzten Schweizreise überblendeten sich in unglaublicher Weise diese zwei Speisesäle aus der Jahrhundertwende: Der pavillonartig auskragende Saal im historischen Hotel Val Sinestra – der Name sagt schon alles, aber es spukt hier nicht – und die nicht anders als „classy“ zu bezeichnende riesige alte Dorfstube des famosen Hotels Piz Linard in Lavin. Es war echt eine Freude, hier zu sein.
Tatsächlich scheue ich mich, die Wörter „KZ Auschwitz“ in diesen Blog zu tippen. Oświęcim – also den polnischen Namen für den Ort, wo sich die Massenvernichtung der Nazis im Zweiten Weltkrieg (neben anderen Schauplätzen) zugetragen hat – wirkt weniger kontaminiert. Im November 2023 habe ich das Konzentrationslager erneut besucht, nachdem ich als Kind mit meinen Eltern dort war. Das war noch in der kommunistischen Zeit. Und obwohl dieser Besuch des KZ so lange zurück liegt, kann ich mich an die Details der Präsentationen genau erinnern: die Berge von abgenommenen Brillen der Häftlinge, die medizinischen Prothesen, die zu Türmen gehäuft waren oder die Mengen alter Blechnäpfe, aus denen die Lagerinsassen ihre dünnen Suppen zu essen hatten. Ich konnte mich aber auch an die Öfen in Birkenau erinnern, die im Wald versteckt unter Ruinen noch zu dampfen schienen von der unaussprechlichen Last, die sie vernichten mussten. Die mehr als betroffene, immer wieder mit den Tränen kämpfende polnische Frau, die die Touristen durchführte, erzählte uns weitere Schrecklichkeiten: Von dem Kannibalismus, den es im Lager gegeben hat, von der Wannsee-Konferenz des Jahres 1942, wo bei einem lustigen Abendessen, die industriell organisierte Deportation von Millionen europäischer Juden beschlossen wurde oder von den fiesen Tricks, mit denen die Lagerkommandanten die Häftlinge glauben machten, sie gingen lediglich in die Dusche, statt in eine Todeskammer. Oder von den Tonnen Asche, die in die die Gegend durchziehenden Flüsse gekippt wurden und die da noch zu hängen scheinen. Die heutige Anlage ist immer noch eindrücklich, eindrücklich einfach und unmanipuliert gelassen sind die sinistren Baracken in Auschwitz, aber auch das weite Gelände von Birkenau, bewusst als eine komplette Ruine inszeniert.
Das moderne Besucher:innen-Zentrum passiert man durch einen Security-Check, um anschliessend in einer Art Memorienkorridor zum eigentlichen Lagergelände zu kommen. Die Bilder, die ich in dieser nach dem Regen feuchten Luft gemacht habe, sollen daran erinnern, dass der Horror real stattgefunden hat.
E: I actually shy away from typing the words „Auschwitz concentration camp“ in this blog. Oświęcim – the Polish name for the place where the mass extermination by the Nazis took place during the Second World War (among other sites) – seems less contaminated. I visited the concentration camp again in November 2023, having been there with my parents as a child. That was still during the communist era. And although this visit to the concentration camp was so long ago, I can still remember the details of the presentations: the piles of removed glasses from the prisoners, the medical prostheses piled up in towers or the amounts of old tin bowls from which the camp inmates had to eat their thin soups. But I could also remember the ovens in Birkenau, which, hidden in the forest under the ruins, still seemed to be steaming from the unspeakable burden they had to destroy. The Polish woman who guided the tourists, who was more than affected and constantly fighting back tears, told us about other horrors: Of the cannibalism that took place in the camp, of the Wannsee Conference of 1942, where over a jolly dinner, the industrially organized deportation of millions of European Jews was decided or of the nasty tricks the camp commanders used to make the prisoners believe they were merely going into the shower instead of a death chamber. Or of the tons of ash that were thrown into the area. Or of the tons of ash that were dumped into the rivers running through the area and that still seem to hang there. Today’s site is still impressive, the sinister barracks in Auschwitz are impressively simple and left unmanipulated, but so is the vast area of Birkenau, which is deliberately staged as a complete ruin. You pass through a security check at the modern visitor center before arriving at the actual camp grounds in a kind of memorial corridor. The pictures I took in this humid air after the rain are a reminder that the horror was real.
Crazy Stadt: hügelig, powerig, konsumfreudig, historisch, unberechenbar, selbstbewusst, sexy. Mein erster Besuch im September 2023 war von Ambivalenzen geprägt: Der alte Hafen eine einzige Kneipenmeile, zugegeben, da gab es auch fantastisches, arabisch-inspiriertes Essen, aber ein Lokal neben dem anderen? Gleichzeitig sehr sorgfältig und dezent renovierte alte Bausubstanz wie das Fort Saint Jean oder die Vieille Charité. Dieses ehemalige Hospiz (gebaut 1671-1745) von Pierre Puget ist ein wunderbarer Ort der Ruhe, heute auch als Ausstellungsort genutzt. Und: das Mucem von Rudy Riciotti ist tatsächlich ein grossartiges Museum, die Ausstellung mit Videos zur französischen Alltagsgeschichte in der ‚Médinathèque‘, gehörte zum Besten, das ich seit langem gesehen habe. Alors on danse!
Crazy city: hilly, powerful, consumerist, historic, unpredictable, confident, sexy. My first visit in September 2023 was marked by ambivalences: The old harbor a single pub mile, admittedly, there was also fantastic Arabic-inspired food, but one pub next to the other? At the same time, very carefully and discreetly renovated old buildings like the Fort Saint Jean or the Vieille Charité. This former hospice (built 1671-1745) by Pierre Puget is a wonderful place of tranquility, today also used as an exhibition venue. And: the Mucem by Rudy Riciotti is indeed a great museum, the exhibition with videos on French everyday history in the ‚Médinathèque‘, was among the best I have seen in a long time. Alors on danse!
Triest/Italien: Die Risiera di San Sabba ist ein 1913 errichtetes Speichergebäude für Reis an der Grenze zu Muggia. Im Zweiten Weltkrieg war es unter Deutscher Besatzung ein Konzentrationslager für politische Gefangene, in dem über 2000 Menschen ermordet wurden. Das Lager diente auch als Transitstation für jüdische Menschen, die nach Auschwitz deportiert wurden. Der Gebäudekomplex wurde teilweise abgerissen und beherbergt heute ein Museum zur Lagergeschichte. Die eindrückliche Transformation zu einem architektonischen Mahnmal, das nichts vorgibt und alles offenlässt, stammt vom Triestiner Architekten Romano Boico, der das Gebäude in den 1970er-Jahren umbaute. (Fotos: Juli 2023)
Es braucht einige Fantasie, um in Wiens Donau-City einen poetischen Spaziergang zu inszenieren. Matthias Klos und Hans-Jürgen Poëtz haben sich daran gewagt und ein Projekt lanciert, dass die „Nullebene“ dieses Stadtteils in den Fokus nimmt. Mein Beitrag für den poetologischen Rundgang versucht die stadtplanerischen Versäumnisse zusammen mit der Local Brigitte Redl-Manhartsberger vor Ort zu analysieren. Fazit: Es könnte so viel besser sein!
Herzliche Einladung – Vorträge zur Ausstellung Pride & Prejudice. Art & Craft – A Love Story im Heiligenkreuzer Hof, 1010 Wien!
Mittwoch, 14. Juni, 2023
Universität f. angewandte Kunst, O.-Kokoschka-Platz, Hörsaal 1, 1030 Wien
Programm: 14:00 –14:30 Assoc. Prof. Mag.aphil. Brigitte Felderer, Leiterin Abteilung Social Design–Arts as Urban Innovation, Universität für angewandte Kunst Wien, „Luxus für Alle!“//
14:30 –15:00 Dr.in Patricia Grzonka, Kunst- und Architekturhistorikerin und Kritikerin „It’s art, stupid! Über das Ende eines Stigmas.“// 15:15 –16:00, Dr.in Anne-Katrin Rossberg und Dr. Rainald Franz, Kustodin MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv / Kustode MAK Sammlung Glas und Keramik„(Kunst)-Handwerk und Kunstindustrie, Stil versus Design. Der Paradigmenwechsel von der Frühen Moderne bis zum Bauhaus und eine heutige Position.“// 16:30 –17:30 Univ.-Prof. Dr. Philipp Zitzlsperger, Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck, „Dichtung und Wahrheit – Überlegungen zu einer anderen Geschichte der Angewandten Künste“// 17:40 –19:00 Podiumsdiskussion mit allen Vortragenden und der Kuratorin der Ausstellung Mag.a art. Ulrike Johannsen
Moderation Sen. Art. Mag.a art. Sascha Zaitseva Leiterin Keramikstudio, Universität für angewandte Kunst Wien