Tatsächlich scheue ich mich, die Wörter „KZ Auschwitz“ in diesen Blog zu tippen. Oświęcim – also den polnischen Namen für den Ort, wo sich die Massenvernichtung der Nazis im Zweiten Weltkrieg (neben anderen Schauplätzen) zugetragen hat – wirkt weniger kontaminiert. Im November 2023 habe ich das Konzentrationslager erneut besucht, nachdem ich als Kind mit meinen Eltern dort war. Das war noch in der kommunistischen Zeit. Und obwohl dieser Besuch des KZ so lange zurück liegt, kann ich mich an die Details der Präsentationen genau erinnern: die Berge von abgenommenen Brillen der Häftlinge, die medizinischen Prothesen, die zu Türmen gehäuft waren oder die Mengen alter Blechnäpfe, aus denen die Lagerinsassen ihre dünnen Suppen zu essen hatten. Ich konnte mich aber auch an die Öfen in Birkenau erinnern, die im Wald versteckt unter Ruinen noch zu dampfen schienen von der unaussprechlichen Last, die sie vernichten mussten. Die mehr als betroffene, immer wieder mit den Tränen kämpfende polnische Frau, die die Touristen durchführte, erzählte uns weitere Schrecklichkeiten: Von dem Kannibalismus, den es im Lager gegeben hat, von der Wannsee-Konferenz des Jahres 1942, wo bei einem lustigen Abendessen, die industriell organisierte Deportation von Millionen europäischer Juden beschlossen wurde oder von den fiesen Tricks, mit denen die Lagerkommandanten die Häftlinge glauben machten, sie gingen lediglich in die Dusche, statt in eine Todeskammer. Oder von den Tonnen Asche, die in die die Gegend durchziehenden Flüsse gekippt wurden und die da noch zu hängen scheinen. Die heutige Anlage ist immer noch eindrücklich, eindrücklich einfach und unmanipuliert gelassen sind die sinistren Baracken in Auschwitz, aber auch das weite Gelände von Birkenau, bewusst als eine komplette Ruine inszeniert.
Das moderne Besucher:innen-Zentrum passiert man durch einen Security-Check, um anschliessend in einer Art Memorienkorridor zum eigentlichen Lagergelände zu kommen. Die Bilder, die ich in dieser nach dem Regen feuchten Luft gemacht habe, sollen daran erinnern, dass der Horror real stattgefunden hat.
E: I actually shy away from typing the words „Auschwitz concentration camp“ in this blog. Oświęcim – the Polish name for the place where the mass extermination by the Nazis took place during the Second World War (among other sites) – seems less contaminated. I visited the concentration camp again in November 2023, having been there with my parents as a child. That was still during the communist era. And although this visit to the concentration camp was so long ago, I can still remember the details of the presentations: the piles of removed glasses from the prisoners, the medical prostheses piled up in towers or the amounts of old tin bowls from which the camp inmates had to eat their thin soups. But I could also remember the ovens in Birkenau, which, hidden in the forest under the ruins, still seemed to be steaming from the unspeakable burden they had to destroy. The Polish woman who guided the tourists, who was more than affected and constantly fighting back tears, told us about other horrors: Of the cannibalism that took place in the camp, of the Wannsee Conference of 1942, where over a jolly dinner, the industrially organized deportation of millions of European Jews was decided or of the nasty tricks the camp commanders used to make the prisoners believe they were merely going into the shower instead of a death chamber. Or of the tons of ash that were thrown into the area. Or of the tons of ash that were dumped into the rivers running through the area and that still seem to hang there. Today’s site is still impressive, the sinister barracks in Auschwitz are impressively simple and left unmanipulated, but so is the vast area of Birkenau, which is deliberately staged as a complete ruin. You pass through a security check at the modern visitor center before arriving at the actual camp grounds in a kind of memorial corridor. The pictures I took in this humid air after the rain are a reminder that the horror was real.